Die Meldung über den „Ausstieg“ der Stadt Kehl aus der Tigermückenbekämpfung hat in der letzten Woche in den Medien für großen Wirbel gesorgt, obwohl der Strategiewechsel der Stadt Kehl in Bezug auf die Tigermückenbekämpfung schon seit dem letzten Winter bekannt war und keinesfalls einen Ausstieg bedeutet!
Die KABS wurde mehrfach um Stellungnahme zu diesem Thema gebeten. Wir möchten daher ein paar generelle Aussagen zur aktuellen Situation, zur Strategie der KABS und auch zu dem Strategiewechsel einiger Kommunen treffen.
Überblick zur aktuellen Situation der Asiatischen Tigermücke
- Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) hat sich, insbesondere seit 2022, massiv am Oberrhein ausgebreitet.
- Sie wird sich im Rahmen der Klimaerwärmung auch weiterhin in klimatisch begünstigten Regionen Deutschlands ansiedeln.
- Nach dem Auftreten der ersten Tigermückenpopulationen in den Jahren 2015-2018 wurde noch davon ausgegangen, diese exotische Stechmückenart in Deutschland wieder eliminieren zu können.
- Nach aktuellem Stand kann das Ziel einer flächendeckenden Ausrottung nicht mehr erreicht werden, es ist schlicht nicht realistisch.
- Ziel ist heute eine Reduktion der Population in den betroffenen Kommunen, um einerseits auch künftig die Lebensqualität sicherzustellen und das gesundheitliche Risiko für die Bürger:innen deutlich zu reduzieren.
Angepasste Strategie
Die KABS steht ihren Mitgliedskommunen in Bezug auf die Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke eng zur Seite, sie berät sie, zeigt verschiedene, auf die jeweilige Situation vor Ort angepasste Konzepte auf und setzt dann nach Entscheidung der Kommune, ein passendes Konzept um. Diese Unterstützung reicht von der Bereitstellung von Infomaterialien, einer Wanderausstellung, vorgefertigten Pressemitteilungen bis hin zur aktiven Bekämpfung durch geschulte Fachkräfte der KABS auf jedem Grundstück im Verbreitungsgebiet.
Die KABS rät allen Mitgliedskommunen, aktive Maßnahmen gegen die Asiatische Tigermücke durchzuführen! Den Kopf in den Sand stecken und nichts tun, wäre fatal, würde die Lebensqualität in den Kommunen enorm beeinträchtigen und das Gesundheitsrisiko deutlich erhöhen. Diese Maßnahmen können jedoch durchaus sehr unterschiedlich sein, sie müssen selbstverständlich die jeweilige Situation vor Ort berücksichtigen. Diese Maßnahmen können von einer intensiven Bti-Behandlung bis hin zu einer stärkeren Bürgerbeteiligung reichen. Hierfür bietet die KABS ihren Kommunen Unterstützung in Form von umfangreichen Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit sowie Beratungen für Anwohnende zur Vermeidung von Brutmöglichkeiten an.
Die zu behandelnden Flächen haben sich in einigen Kommunen in den letzten Jahren enorm ausgeweitet, dies bedeutet, immer mehr Personalaufwand und damit immer höhere Kosten für die Kommunen. Hinzu kommt, dass eine nachhaltige Bekämpfung (mit dem Ziel der Ausrottung) in solchen Fällen nicht gewährleistet werden kann, da es über den Sommer immer wieder zu Neueinschleppungen aus betroffenen Nachbarkommunen oder dem Ausland kommt.
In diesen Kommunen müssen andere Konzepte unter stärkerer Beteiligung der Bürgerschaft entwickelt und umgesetzt werden. So beispielsweise in Kehl. Die Stadt Kehl hat in den letzten Jahren hohe Summen in die Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke investiert. Dennoch sind die Bekämpfungsareale weiter angewachsen. Für die Saison 2025 müsste ein Areal im Umfeld von vulnerablen Bereichen wie etwa Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen von mehr als 350 ha 14-täglich mit Bti behandelt werden, bei einem Kostenvolumen von einer Viertelmillion Euro, und das Jahr für Jahr!
Die Stadt Kehl steigt nicht aus der Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke aus, sondern sie nimmt einen Strategiewechsel vor: Der Fokus liegt nun auf mehr Aufklärung, Beratung und Motivation der Anwohnenden, damit Bürger:innen selbstständig Maßnahmen zur Beseitigung von Brutmöglichkeiten umzusetzen können. Das ist aber kein Ausstieg aus der Tigermückenbekämpfung!