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» Presse » Pressemitteilungen » 2015 » 03. Dezember
Aktualisiert: 06.12.2015   

Asiatische Tigermücke in Heidelberg

Speyer. Ende September 2015 wurde eine Population der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) im Heidelberger Stadtteil Wieblingen entdeckt. Aufmerksame Anwohner sandten Exemplare einer sehr aggressiv stechenden und auffällig gefärbten Stechmücke an das Mückenatlas-Projekts des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF). Diese informierten die KABS, deren Mitarbeiter sofort nach der Information der Behörden mit der Untersuchung der Population und mit den ersten Bekämpfungsmaßnahmen begannen.

Die Asiatische Tigermücke stammt ursprünglich aus Südostasien und wird seit Jahrzehnten durch den internationalen Warenhandel weltweit verschleppt. Durch ihre Fähigkeit, eine große Bandbreite an künstlichen und natürlichen Brutstätten zu nutzen, durch die Trockenresistenz ihrer Eier und den geringen Anspruch bei der Auswahl eines Blutwirtes kann die Asiatische Tigermücke in klimatisch günstigen Gebieten schnell stabile Populationen aufbauen. Der KABS-Biologe und wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Dipterologie (IfD) Dr. Björn Pluskota forschte mehrere Jahre über die thermale Ökologie und das Risiko einer Etablierung der Asiatischen Tigermücke in Deutschland. Er geht davon aus, dass Aedes albopictus durch seine kältetetoleranten Eier zwar erfolgreich in weiten Teilen Deutschland überwintern könne, die Mücke als ursprünglich tropische Art jedoch ausreichend hohe Temperaturen während der Sommermonate benötigt, welche im langfristigen Mittel in Deutschland nur knapp erreicht werden. Aufgrund der überdurchschnittlich warmen Sommermonate der letzten Jahre hat es die Art nun jedoch geschafft, vor allem in Süddeutschland vereinzelt kleine Populationen aufzubauen.

Um eine dauerhafte Etablierung der Art in Deutschland entgegen zu treten, gilt es diese kleinen und noch lokal begrenzten Populationen frühzeitig zu bekämpfen. Ohne Bekämpfung ist vor allem bei weiteren überdurchschnittlich warmen Jahren von einer Ausbreitung der Art auszugehen. In menschlichen Siedlungsbereichen können die Temperaturen gegenüber dem Umfeld deutlich erhöht sein. Innerhalb solcher sogenannten „Wärmeinseln“ könnten größere Populationen von Aedes albopictus selbst klimatisch unterdurchschnittliche bzw. kühlere Jahre überdauern. Während die aktuellen Populationen der Art in Süddeutschland sich vermutlich langsam durch wiederholte Einschleppung einzelner Tiere aus dem entfernten Italien aufgebaut haben, stünde dann in Zukunft in klimatisch ausreichend warmen Jahren ein großes Potenzial für direkte, selbständige Populationen innerhalb der Wärmeinseln zur Verfügung.

Da die Population der Asiatischen Tigermücke in Heidelberg erst sehr spät im Jahr gefunden bzw. gemeldet wurde, war eine intensive Bekämpfung nicht mehr möglich. Das Hauptaugenmerk des KABS-Bekämpfungsteams lag daher auf der Eingrenzung des von Aedes albopictus besiedelten Gebietes. Eine Beprobung mit speziellen Eiablagefallen war aufgrund der schon einsetzenden herbstlichen Witterung nicht mehr möglich, da die ursprünglich tropische Art bei deutlich kühleren Temperaturen ihre Aktivität einstellt. Zur Ermittlung der Stärke der Population wurden daher im weiterem Umfeld des Fundortes künstliche Brutstätten wie z.B. Regentonnen, Grabvasen, Autoreifen, Untersetzer, etc. auf Larven der Asiatischen Tigermücke überprüft. Erste Ergebnisse deuten auf ein noch begrenztes Vorkommen im Siedlungsbereich Ochsenkopf (Stadtteil Wieblingen) und der westlich angrenzenden Kleingartenanlage hin. Die umliegenden Stadtteile Pfaffengrund, Eppelheim, Bergheim, Handschuhsheim sowie der nördlich der A656 liegende Teil von Wieblingen schienen im vergangenen Jahr noch nicht besiedelt worden zu sein. Vor allem im Siedlungsbereich Ochsenkopf konnten sehr hohe Larvendichten nachgewiesen werden, was sich mit den Ergebnissen der parallel durchgeführten Befragung der Haushalte im betroffenen Stadtgebiet deckt. Hier kam es teilweise zu sehr starker Belästigung durch die auch am Tage aggressiv stechende Art, welche ihrem menschlichen Blutwirt bis in die Wohnung oder in das Auto folgt.

Ab diesem Monat wird die KABS mit der Bekämpfung der Heidelberger Population der Asiatischen Tigermücke beginnen. Neben der umfangreichen Information der Bevölkerung gilt es vor allem, diese bei der sachgerechten Reinigung und Beseitigung künstlicher Larvenbrutstätten zu unterstützen. So soll schon ein Großteil der Tigermücken-Population noch während des Winters im Eistadium entfernt werden. Im darauf folgendem Frühjahr wird nach dem Schlupf der ersten Larven mit der aktiven Bekämpfung begonnen. Für eine selbstständige Bekämpfung von eventuell im eigenen Garten vorhandenen Larvenbrutstätten wird den Anwohnern der betroffenen Gebiete ein biologisches Mittel zur Verfügung gestellt. Dieses enthält Eiweiße des Bacillus thuringiensis israelensis (Bti), welche nur Mückenlarven abtöten und für Menschen und Tiere ungiftig sind. Parallel zur aktiven Bekämpfung wird ein intensives Monitoring im gesamten Heidelberger Stadtgebiet und umliegenden Gemeinden durchgeführt, um eventuell versprengte Populationen der Asiatischen Tigermücke aufzufinden. Weitere Informationen zur Asiatischen Tigermücke finden Sie auf der Homepage der KABS (www.kabsev.de).


04.02.2016, Speyer

 

 
 

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